Ein traditionsreicher und geschichtsträchtiger Veranstaltungshöhepunkt in Rehna ist das alljährliche Martensmannfest.

Zu Martini hat einst ein Lübecker Ratsdiener, der sogenannte Martensmann, ein Fass Wein an den Hof in Schwerin transportiert. Auf diesem Weg passierten er und sein Nachtwächter mit der Kutsche die Orte Schönberg und Rehna, wo er traditionell sein Schlafgemach im Deutschen Haus fand. Noch heute erinnert eine Szene daran.

Es handelte sich wahrscheinlich, wie auch in anderen Fällen, um eine gegenüber Fürstlichkeiten übliche Sendung eines Weingeschenks durch die freie Reichs- und Hansestadt Lübeck aus nachbarlicher Freundschaft und guter Affektion, um sich die hohen Herrn geneigt zu machen. Während Lübeck den freiwilligen Geschenkcharakter der Gabe betonte, behauptete man von mecklenburgischer Seite, es handele sich um eine Verpflichtung Lübecks.

Im Jahr 1816 einigten sich beide Parteien auf eine Alternative: Lübeck stand nun nicht mehr in der Pflicht, Wein an den Großherzog zu liefern, dafür erhielt jener jedoch andere Rechte.

Ein Jahr nach der deutschen Einheit von 1990 wurde rechtzeitig zum Martini-Tag am Sonntag, den 10. November 1991 mit einem ersten Fass Wein der Martensmann-Brauch wiederbelebt. Allerdings wurde das Verfahren dadurch zeitgemäß »demokratisiert«, dass der Wein nun nicht mehr beim (Groß-)Herzog des Landes abgeliefert, sondern dem gewählten Bürgermeister der Landeshauptstadt bzw. der passierten Städte Schönberg und Rehna übergeben wurde, um anschließend durch die BürgerInnen probiert zu werden, solange der Vorrat reicht.

Das Martensmannfest ist einer der Veranstaltungshöhepunkte in der Klosterstadt Rehna, der äußerst beliebt ist - nicht nur bei den Rehnaern. Es ist ein Fest für die ganze Familie. Mit buntem Programm wird das Martensmannfest jedes Jahr ein Erlebnis der besonderen Art.

Heutzutage verkörpert Horst Possehl den Martensmann. Er begann 1983 den Nachtwächterdienst in den Höfen und Gängen der Hansestadt Lübeck. Zunächst begleitetet er den Martensmann als Nachtwächter auf seiner Fahrt nach Schwerin. Seit 10 Jahren ist er nun selbst "der Martensmann" und wird von seiner Tochter Andrea Jaacks-Lange als Nachtwächterin begleitet. Sie tritt in die Fußstapfen des Vaters und hält die Tradition der Nachtwächterfamilie Possehl aufrecht. Erstmals im Jahre 2001 begrüßte auch das Schweriner Petermännchen den Martensmann in Rehna.

 

Nach zweijähiger pandemiebedingter Unterbrechnung

Am 09.11.2022 fand nach zweijähriger Unterbrechung wieder das traditionelle Martensmannfest in Rehna statt. Viele Rehnaer Vereine, Unternehmen und Akteure beteiligten sich an der Umsetzung der seit 1990 wiederbelebten historischen Tradition. Hunderte Besucher, darunter auch Vertreter der Partnerstadt Holm, nahmen an der Begrüßung und der Ansprache des Martensmannes teil, Groß und Klein freuten sich über den Jahrmarkt am Propsteihof und den Laternenumzug durch die Stadt. Durch das kulturelle Programm, die historische Inszenierung der Reise und das Feiern bis spät in die Nacht lebt das immaterielle Kulturerbe der Region auf zeitgemäße Art und Weise weiter.

 

Das Martensmannfest wurde gefördert im Rahmen des Programmes „Re-Start Lebendige Innenstädte“.