„eines der ausgezeichnetsten Kunstwerke des Landes“
Außerhalb des Kreuzganges befindet sich ein Saal mit Gewölbe aus den Jahren um 1430. Der Saal lag an der Grenze zwischen der Klausur und dem Wirtschaftshof des Klosters. Seine kunstvolle Ausführung jedoch dezentrale Lage weist auf eine Funktion als Empfangsort oder Gästerefektorium hin.
Der bedeutende mecklenburgische Historiker Georg Friedrich Lisch beschreibt den Saal im Jahr 1877:
„Die Halle bildet eine Oblongum von drei Gewölben Länge und zwei Gewölben Breite; sie hat also im Ganzen sechs Gewölbe, an jeder Seite drei, welche innerhalb des Raumes von zwei Monolithen, an den Wänden und in den Ecken aber von zehn Kragsteinen oder Consolen getragen werden. Die Gewölbe sind schlank und sauber, die Rippen fein profilirt.
Was aber den Saal zu einem der ausgezeichnetsten Kunstwerke des Landes macht, ist der bildliche Schmuck, welcher ihn zieret und zu den schönsten Erzeugnissen des Mittelalters in seiner Art gerechnet werden kann. (…) Der Hauptschmuck liegt in den zehn Kragsteinen, welche weibliche Brustbilder als Büsten darstellen.
Dies sind nämlich die fünf klugen und die fünf thörichten Jungfrauen in feinen, angemessenen Verzierungen und Umgebungen. Am Eingange beginnen die fünf klugen Jungfrauen von links nach rechts herum, darauf folgen die fünf thörichten Jungfrauen, so daß in den beiden schmalern Wänden in der Mitte an einem Ende eine kluge und an dem andern Ende eine thörichte Jungfrau steht. Die Jungfrauen sind alle sehr schön modellirt und tragen Lampen in den Händen, welche wie Glocken gestaltet sind, wie man es auch anderswo wohl sieht. Die klugen Jungfrauen, welche fast alle zum Schmuck Kronen auf dem Haupte haben, halten die Lampen mit der Oeffnung, aus welcher ein Docht hervorragt, gerade nach oben gekehrt. Die thörichten Jungfrauen halten die Lampen umgestürzt und erscheinen alle mit betrübten, weinerlichen Gesichtern und wankenden Kronen; einer z. B. fällt die Krone vom Haupt, andere raufen das Haar. Alle sind aber doch edel, künstlerisch und fein gebildet, ohne irgend eine Uebertreibung oder Verzerrung. (…)
Einen zweiten Schmuck hat die Kapelle in den sechs Schlußsteinen der Gewölbe, die mit runden Scheiben belegt sind, welche sehr schöne Reliefverzierungen tragen, theils Wappen, theils symbolische Darstellungen.“
Ueber den Capitelsaal des Klosters Rehna. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 42.
Heute finden in dem Saal standesamtliche Trauungen statt. Im Rahmen von Führungen ist der Saal zu besichtigen.